Danke, Marcel!
Skisport
04.09.2019
Marcel Hirscher - Sportler mit Herz und Hirn (c) Maier
Sein Wikipedia-Eintrag ist beinahe so lange wie ein Buch, alleine die Erfolge aufzuzählen, braucht viel Platz. Heute sagte Marcel Hirscher in seiner Heimat Salzburg „Pfiati“ zum Weltcupzirkus.
Das ließ heute keinen kalt. Marcel Hirscher verlässt die Skibühne, mit 30 Jahren hat er alles erreicht, was es im Skisport zu erreichen gibt: Doppelolympiasieger, siebenfacher Weltmeister, insgesamt14 Medaillen bei Großereignissen, dazu die Fabelmarke von acht Gesamt-Weltcupsiegen ohne Unterbrechung. 67 Weltcupsiege stehen zu Buche, mehr hatte nur Ingemar Stenmark.
Diese unglaubliche Bilanz spiegelt sowohl das Talent, aber auch den Fleiß von Marcel Hirscher wieder. Experten sind sich einig, dass niemand mehr oder gewissenhafter an den Erfolgen gearbeitet und getüftelt hat.
Er war auf der einen Seite Dynamit auf der Piste, auf der anderen Seite locker und lässig, aber immer am Boden der Tatsachen.
Ganz Salzburg ist stolz auf ihn, er war und bleibt mit seinen Erfolgen und seiner Art ein Vorbild.
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Seit Wochen war über seine Zukunft spekuliert worden, gestern schließlich trat Marcel Hirscher im Salzburger Gusswerk vor mehr als 120 internationale Medienvertreter und machte seinen Rücktritt zur Fernseh-Primetime offiziell – dankbar und sichtlich im Reinen mit sich und seiner Entscheidung. „Ich wollte nie den richti-gen Zeitpunkt übersehen und als Sieger gehen.“ Das Ende der Ära, die seinen Namen trägt, ist die Ziellinie für eine der beeindruckendsten Spitzensport-Karrieren überhaupt – 4554 Tage liegen zwischen deren Anfang und Ende. In dieser Zeitspanne stand Marcel Hirscher 245 Mal im Weltcup und 24 Mal bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften am Start – in den 7 Stunden, 17 Minuten, 50 Sekunden, 40 Hundertstel, in denen er auf seine unnachahmliche Weise Rennen fuhr, schrieb er Skigeschichte und wurde zum All-Time Hero: Acht Mal hintereinander Sieger im Gesamtweltcup, je sechs Mal gewann er die kleine Kristallkugel in Slalom und Riesen-slalom, 67 Weltcupsiege, 138 Podestplätze, zwei Mal Olympia-Gold, einmal -Silber. Und mit sieben WM-Titeln und vier Silbermedaillen ist Marcel Hirscher der Weltmeister unter den Weltmeistern.
Er habe für seine Entscheidung alle Faktoren abgewogen und analysiert, sagte Marcel Hirscher im Live-Interview mit Marco Büchel zur Fernseh-Primetime, und es sei die richtige zum richtigen Zeitpunkt: „Jetzt ist es am besten aufzuhören, es fühlt sich richtig und gut an.“ Der Entschluss sei in ihm über die vergangenen Monate und Wochen gereift, endgültig gefasst habe er ihn allerdings erst vor zwei Wochen.
Er könnte, sagte Hirscher, sicher noch weitermachen, weiterfahren, wahrscheinlich auch weiter gewinnen. Doch die vergangenen zehn Jahre an der Weltspitze hätten ihn auch viel Kraft gekostet: „Das eigene Level zu halten, erfordert von Jahr zu Jahr mehr Einsatz. Das war bis hierher jeden Moment wert. Ich würde alles genau so wieder machen. Aber irgendwann merkst du, der innere Akku lädt nicht mehr voll. Bei der WM in Aare krank an den Start zu gehen, noch einmal Gold zu gewinnen, war sicher die richtige Entscheidung. Solche Dinge hinterlassen Spuren. Jetzt in bin nicht mehr bereit, den Preis zu bezahlen!“
Gefragt, was in seiner unvergleichlichen Karriere der schönste Moment gewesen sei, antwortete Marcel Hirscher: „Das war mein WM-Titel 2013 bei der Heim-WM in Schladming. Eigentlich hätte ich damals schon aufhören können, denn ich wusste nach diesem Sieg: Schöner als dieses Gefühl jetzt, kann es im Grunde nicht mehr werden. Dass dann doch noch viele großartige Momente und Erfolge dazugekommen sind, macht mich unglaublich dankbar: Meine Ziele sind erreicht, meine Mission ist erfüllt.“
Tatsächlich hat Marcel Hirscher alles gewonnen, was es im Skisport zu gewinnen gibt und serienweise Rekorde aufgestellt. Nicht nur mit seinen acht Gesamtweltcupsiegen in Folge, sondern auch als erfolgreichster WM-Teilnehmer aller Zeiten mit sieben Gold- und vier Silbermedaillen. Er ist auch der einzige Skirennläufer, der bei vier aufeinanderfolgenden Ski-Weltmeisterschaften – Schladming 2013, Vail / Beaver Creek 2015, St. Moritz 2017, Åre 2019 – Gold gewann. Leistungen, die ihm weit über den Skisport hinaus höchste Reputation brachten: 2017 wählten ihn die Nationalen Olympischen Komitees (ANOK) zu „Europas Sportler des Jahres“ (in seiner Heimat Österreich ist ihm diese Ehre fünf Mal zuteil geworden). Die renommierte Zeitung L´Equipe kürte ihn im Vorjahr zum „Weltsportler des Jahres“ und Eurosport zum „Sportsman of the Year 2018“.
Marcel Hirscher hat den Skisport nicht nur geprägt, er hat ihn auch verändert. Im Rückblick sagt er: „Als ich mich 2011 in Hochform verletzt habe und die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen auslassen musste, hatte ich die Erkenntnis: ein Zehntel beim Material ist ein Zehntel Vorsprung im Rennen, für das ich nicht besser Skifahren muss. Das war der eine Teil meines Verständnisses von Professionalität, den wir in all den Jahren im Team gelebt haben. Und dem habe ich in all den Jahren alles untergeordnet. Auch eigenen Bedürfnisse, wenn sie nicht in den großen Plan gepasst haben.“
Der Ski-Superstar gab sich auch bei seinem letzten großen öffentlichen Auftritt bescheiden, wie in all den Jahren seiner einzigartigen Karriere zuvor. „Es war nie mein Weg allein“, gewährte Hirscher Einblicke in sein Erfolgsmodell und bedankte sich namentlich bei seinem Vater Ferdinand, der ihm für seine Karriere alles Wesentliche beigebracht, ihn begleitet habe und immer der Mastermind hinter dem Erfolg gewesen sei, bei seiner Mutter Sylvia und seinem Bruder Leon, die ihm den Rücken freigehalten hätten und besonders seiner Frau Laura: „Wie wir uns kennengelernt haben, war ich ein Nobody. Sie hat über all die Jahre alles mitgetragen, in guten wie in schlechten Tagen.“
Der Ski-Superstar dankte seinem Team, seinen zahlreichen Begleitern, Beratern, Bestärkern, Mentoren und Partnern: „Vor ein paar Jahren, ich glaube es war nach der fünften Kugel, habe ich einmal versucht, die Namen all derer auf einen Zettel zu schreiben, die einen Anteil an meinem Erfolg haben. Das war damals schon aussichtslos: Ich habe die Schrift immer kleiner gestellt und mir sind immer mehr Namen eingefallen. Inzwischen wäre dieser Zettel ein riesiges Plakat...“
Seinen Dank und seine Wertschätzung adressierte Marcel Hirscher auch an seine Fans und die gesamte Ski-Community: „Danke an alle, denen ich durchs Wohnzimmer carven durfte.“ Der Athlet, von dem er am meisten gelernt habe, sei Aksel Lund Svindal gewesen: „Sportlich wie menschlich, ich habe vor Aksel den allergrößten Respekt.“
Auf Fragen, die sich auf seine Zukunft bezogen, antwortete der All-Time Hero des Skisports: „Jetzt ...? Genieße ich einmal die Ruhe daheim. Ich möchte meinen Sohn, den kleinen Mann aufwachsen sehen. Und mache jetzt all die Dinge, die ich bis jetzt nicht oder viel zu wenig gemacht habe. Nach diesem Termin gehe ich da raus und zurück in mein normales Leben. In der kommenden Saison rechne ich mit einem großen Duell zwischen Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault – und ich werde es mir anschauen.“
Einen Masterplan für „die Karriere danach“ habe er nicht, zumal seine Entscheidung ja erst kürzlich gefallen sei. „Es gibt viele Ideen und viele Möglichkeiten, aber ich lasse mir mit meinen Entscheidungen Zeit. Das einzige, was ich ganz sicher weiß, ist: Ich werde einen Weg finden, wie ich meine Erfahrungen weitergeben und auf diese Weise auch etwas zurückgeben kann, vielleicht jungen Athleten den Weg erleichtern. Und was mich anlangt, ihr kennt mich: Alles was mit schnell fahren zu tun hat, taugt mir.“
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