Zwischen Laternenfest, Zinstermin und Faschingsbeginn
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07.11.2019
Kasermandln (c) Ferienregion Salzburger Lungau
Martinsfest, alter Zinstermin und Faschingsbeginn – der 11.11. ist ein besonderer Tag im Jahreskreis, an dem sich zahlreiche Bräuche im SalzburgerLand erhalten haben. Namenspatron ist Martin von Tours, der vor rund 1.700 Jahren in Ungarn geboren wurde und später im heutigen Frankreich lebte. Dort taufte ihn Bischof Hilarius von Poitiers im Jahr 356. Bekanntheit erlangte er vor allem dadurch, dass er vor den Toren von Amiens seinen Mantel mit dem Schwert teilte und eine Hälfte einem frierenden Bettler überließ.
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Diese Geschichte wird in vielen Kindergärten beim Laternenfest nachgespielt, wobei dieses erst seit den 1950ern aus dem Rheinland zu uns gefunden hat, weiß Michael J. Greger, der Leiter des Landesinstituts für Volkskunde.
Ein Gansl zum Festtagsmahl
Da die Gänse durch ihr lautes Geschnatter den späteren Heiligen verrieten, der sich aus Respekt vor dem zukünftigen Bischofsamt in deren Stall versteckte, wurden sie zu „Martinigänsen“. Martin war auch der erste Nicht-Märtyrer, der als Heiliger verehrt wurde. Er ist seit 1924 der Patron der Diözese Eisenstadt sowie Schutzpatron des Burgenlandes.
Rauschend-fröhlicher Genuss-Endpunkt
Das Feiern und das reichliche, gute (Gänse)-Essen sowie der Genuss des jungen Weines an diesem Tag stehen im Zusammenhang mit der – bis 1917 gültigen adventlichen/vorweihnachtlichen Fastenzeit. Ähnlich wie Ostern mit der Bußzeit zuvor kannte auch das Weihnachtsfest eine Fasten- und Vorbereitungszeit, nämlich den Advent. Seit dem 16. Jahrhundert setzte der Martinstag dazu, ähnlich wie der Faschingsdienstag, den rauschend-fröhlichen Genuss-Endpunkt vor den kulinarischen Entbehrungen bis zum Christtag.
Wichtiger Tag für die Bauern
Der Martinstag zählte im SalzburgerLand zu einem der vierteljährlichen Zinstermine, an dem die Untertanen bis 1848 den adelig-weltlichen oder kirchlichen Grundherren ihren Obolus zu leisten hatten, was vornehmlich in Form von Naturalien wie Eiern; Hühnern oder Vieh erfolgte. Außerdem beginnt im tradierten und witterungsbezogen zweigeteilten bäuerlichen Wirtschaftsjahr der „Einwärts“: Nach dem Sommer auf den Almen wurde das Vieh wieder in den Stall gebracht und es war Zeit für die Arbeiten im Haus und in den Scheunen.
Von Kasmandeln und anderen Almgeistern
Im Lungau sind heutzutage noch da und dort die „Kas(er)mandln“ anzutreffen, verkleidete Kinder, die als Sennin, Hoita (Halter), Bauer, Vieh und eben Kasmandl unterwegs sind. Die Gruppen kehren bei den Höfen und Häusern zu und erhalten, nachdem sie mit einem Heischespruch auf sich aufmerksam gemacht haben, Almgebäck („Schnuraus“) sowie das Rahmkoch. Der Ursprung dieses Brauchs liegt in Vorstellungen von allerlei Almgeistern, die die verlassenen Almhütten besiedeln und bis zum Auftrieb im neuen Jahr dort wohnen. In verschiedenen Sagen sind diese heute nochpräsent.
Der „Alperer“ mit seiner „Kuhherde“
In Krimml im Oberpinzgau kommt der „Alperer“ mit seiner „Kuhherde“ aus Kindern, die Glocken verschiedener Größe tragen. Angeführt werden sie vom „Melcher“ mit Signalhorn und Bucklkorb. Mit dem Ruf „Gras aus“ führen sie den Haushalten dort nochmals das Ende der Alm- und Weidezeit vor Augen. Früher wurden mit diesem Brauch, bei dem es weniger um das „Erheischen“ von Speisen als um das „Schatzen“ (Tratschen) ging, die Almleute wieder in die Dorfgemeinschaft im Tal integriert.
Beginn der närrischen Zeit
Der 11.11. regt durch die Verdoppelung der Narrenzahl „Elf“ (diese überschreitet als erstes die Zahl „Zehn“, die beispielsweise durch die 10 Gebote heilig ist) auch zum Denken an die närrische Zeit, den Fasching, an. Tatsächlich begehen um 11.11 Uhr oder rund um diese Uhrzeit auch etliche Gilden in Salzburg den Faschingsbeginn, etwa durch die Vorstellung des neuen Prinzenpaares (Faschingsgilde Stadt Salzburg). Schon die großen Rheinischen Gilden (Köln, Mainz…) wählten in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts diesen Tag für eine erste Sitzung der jeweiligen Faschingssaison aus.
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